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F: Erzähl uns was über das neue Solarflares-Album „Look what I made out of my head„. Wie waren die Aufnahmen? Was hast du dir vorgenommen, als du die Platte gemacht hast?

G: Das Beste an den Aufnahmen war, dass wir das Studio bei mir zu Hause eingerichtet haben. Wir waren also absolut autark, mit totaler künstlerischer Kontrolle. Wir wollten einen besonders natürlichen Sound einfangen, ohne die oftmals sterilen Beschränkungen, die ein Studio, Zeitdruck und Tontechniker setzen. Es war ein ziemlich einfaches Setup, eine Acht-Spur-Analog-Maschine, ein kleines Mischpult und ein paar Billigmikrofone - aber für unsere Bedürfnisse war das perfekt. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

F: Gibt es ein Lieblings-Track auf der Platte und warum?

G: Ich kann keinen wirklichen Favoriten nennen, weil das bei mir stark von der Stimmung abhängt. Hervorheben würde ich „The Loving In Your Eyes„ (ich glaube, das ist einer meiner besten Songs überhaupt), einfach weil er leidenschaftlich ist und hervorragend zeigt, wie wir uns jetzt mit der Hammond-Orgel weiterentwickelt haben. „Feet The Wrong Way Round„ hat eine großartige Melodie und ich mag den Text. Außerdem „Refelections„, auch wegen dem Text und der verträumten Bassline und wegen der Atmosphäre, und noch „Hold on„, weil es ein guter Hendrix-Beat ist mit einem klasse Refrain.

F: Wie hat sich die Platte verkauft?

G: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Alles was ich weiß ist, dass Big Beat „unterschätzt„ hat, wie gut es laufen würde, und schon vor dem Erscheinen eine zweite Auflage pressen musste, wegen der Vorbestellungen. Außerdem haben sie eine Vinyl-Pressung gemacht, was sie eigentlich nicht vorhatten, wegen der Nachfrage. Urteilt man nach den Verkäufen auf der letzten Tour, würde ich sagen, dass es schon jetzt die Verkäufe der letzten beiden Platten überholt hat.

F: Wie war die Premierenfeier in Highbury?

G: Das war ein großartiger Abend! Vier klasse Bands in einem winzigen Raum, der um halb neun ausverkauft war (an einem Mittwoch!). Das war ziemlich wild, eine großartige Atmosphäre, und hat mich an die erste Prisoners-Reunion erinnert. So viele Leute haben wir ewig nicht gehabt, und sie kamen aus ganz Europa.

F: Das ist schon die dritte Band, die du als Trio gründest, und bei der später ein/e Orgelspieler/in einsteigt. Ist es so, dass ein Orgelspieler den Focus von der Gitarre nimmt und dir mehr Freiheit gibt?

G: Das ist es nicht. Ich glaube, die Gitarre wird bei den Solarflares immer im Mittelpunkt sein. Parsley ist ein großartiger Organist, weil er weiß, wie man sich einfügt, ohne gleich alles zu übernehmen. Aber seitdem er dabei ist, kann ich vielseitiger komponieren. Zum Beispiel mochte ich schon immer Instrumentalstücke, aber Allan und ich haben uns mit den Orgel-Parts im Studio immer abgequält und live konnten wir sie dann gar nicht erst spielen - jetzt können wir! Noch wichtiger ist, dass ich mit der Hammond im Hinterkopf schreiben kann. Das erlaubt mir, mich noch mehr auf den wirklichen Song zu konzentrieren als mich auf die Gitarenriffs und Powerchords zu verlassen, die den Sound stärken.

F: Was kommt als nächstes für dich und die Solarflares?

G: Im Moment arbeite ich an Songs für das nächste Album. Nachdem wir jetzt auf Tour waren, ist es wichtig, neues Material in das Set aufzunehmen, damit wir nicht anfangen, uns zu langweilen. Ich hoffe, Big Beat macht uns ein Angebot für eine neue Platte, zumal sie in diesem Jahr schon die beiden anderen Prisoners-Platten neu herausbringen. Wir planen eine Europa-Tour Ende Januar / im frühen Februar und eine Mini-Tour in England und Schottland im März.

F: Nachdem du das Debütalbum von Phaze, „Wo Do You Think You Are?„ produziert hast: Planst du, wieder hinter das Mischpult zu gehen für andere Bands? Magst du den Produzentenjob?

G: Ich liebe das Produzieren! Seit wir „The Last Fourfathers„ gemacht haben, habe ich es immer wieder gemacht, und seit ich zuhause ein Studio habe, habe ich auch das Handwerk des Engineering gelernt. Ich habe gerade eine Band aus Paris produziert, die heißen „Les Terribles„. Ich bin sehr zufrieden damit, auch wenn es ein ziemlich altmodischer Sound ist. Ich bin stolz, andere Bands zu beeinflussen, nicht nur beim Songwriting, sondern auch vom Sound her und bei den Aufnahmen. So oft verliert eine Band seine Ecken und Kanten in einer unkreativen Studioatmosphäre. So oft habe ich etwas aufgenommen, was sich scheiße anhört, bloß weil der Techniker sagt, dass wir das beim Mixen schon hinkriegen. Aber das ist totaler Schwachsinn: Du musst es genau so aufnehmen, wie du es später haben willst. Jeder, der mich auf seine Band loslassen möchte, soll mich anrufen. Einzige Bedingung: Die Band muss mir gefallen, ok!

F: Allan und Wolf sind beide in anderen Bands (Phaze beziehungsweise The Buff Medways). Reicht dir das Schreiben für die Solarflares allein aus? Oder hast du Pläne, einen eigenen Ableger in die Welt zu setzen?

G: Als Songwriter ist es für mich unmöglich, in mehr als einer Band zu sein, wenn ich nicht gerade ein anderes Instrument spiele, wie bei den Mighty Caesars. Wenn ich einen neuen Song schreibe, soll ich dann meine Lieblingslieder meiner besseren Band geben und die Scheißsongs der anderen? Ich kann auch keine auf unterschiedliche Bands zugeschnittenen Songs schreiben. Was rauskommt, kommt raus. Ich quetsche mir nichts ab, so serienmäßig. Also nein, aber es macht mir immer Spaß, als Gast in anderer Leute Bands aufzutreten, aber wieder: nur, wenn ich die Band mag!

F: 1988 haben sich die Gift Horses aufgelöst und Jon Brookes und Martin Blunt haben die Charlatans gegründet. Hätte es damals für dich die Möglichkeit gegeben, mitzumachen?

G: Nein, ich hatte die Band schon verlassen, bevor sie sich aufgelöst hatte. Es war eigentlich Fays Projekt. Sie war die Frontfrau und ich habe mich auf den hinteren Plätzen wohl gefühlt. Ich war in einer Art Taumel, nachdem ich die Prisoners verlassen hatte und wollte erst mal nichts ernsthaftes mehr machen. Sie holten sich zeitweilig jemand anderen hinzu und machten kurz weiter, bevor Mart und Jon Tim kennenlernten und die Charlatans gründeten.

F: Überrascht es dich, wie viel Geld die Musik der Prisoners bei Ebay-Auktionen bringt (eine „Last Fourfathers„-CD wurde gerade für 90 Pfund bei Ebay verkauft!).

G: Ja, die Leute sind verrückt! Die CD war einein Heimarbeit angefertigte Neuauflage. Hoffentlich werden die Reissues von Big Beat diesem Unsinn ein Ende bereiten. Aber die Original-LPs werden immer einen Sammlerwert haben.

F: Nenne uns eine Platte, die dir gehört und die uns überraschen würde?

G: Weiß nicht genau? Foo Fighters, AC/DC, Red Hot Chilli Peppers? Es ist kein Geheimnis, dass ich vor allem ältere Sachen mag, aber inzwischen (noch nicht sehr lange) schau ich mich auch mal wieder nach aktuellen Sachen um (um dann wieder zu dem alten Zeug zurückzukehren, weil es viel besser ist!).

F: Welche aktuellen Bands hörst du denn?

G: Wahrscheinlich nur Supergrass. Ich mag ein paar aktuelle Bands, aber die kommen aus den selben Kreisen wie wir, sind also nicht sehr bekannt, zum Beispiel The Woggles aus Atlanta, Phaze (natürlich), The Masonics und Saffron aus Göteborg.

F: Was bedeutet dir das Wort „Mod„ - würdest du dich selbst als einer sehen?

G: Ich würde sagen, es ist ein Weg, sich mit einer Szene zu identifizieren. Als ich ein Teenager war, hatte ich einen Parka und habe mich selbst als Mod bezeichnet. Aber als ich angefangen habe, Musik zu machen, habe ich gesehen, dass die „Mod-Musik„ stark beeinflusst von vielen verschiedenen anderen Stilen beeinflusst war. Das hat dann meine Aufmerksamkeit erweitert. Wenn man in einer Band ist, gibt es nichts Schlimmeres, als wenn man in eine Schublade gesteckt wird. Ich habe immer wilde, energiegeladene und melodische Musik gemocht, egal in welcher Form. Ich habe auf so vielen „Mod„-Festivals gespielt, wo wir wirklich nicht in das Mod-Klischee gepasst haben und deshalb kühl empfangen worden sind. Ich wünsche allen viel Glück, die sich in so einer „Szene-Umgebung„ wohl fühlen, aber ich glaube, es kann einschränkend und zerstörerisch wirkend, musikalisch gesehen natürlich.

F: Fährst du einen Roller, und wenn ja, was für einen?

G: Ich mag Roller, aber nicht solche mit hunderten Spiegeln und Fuchsschwänzen, nur die einfachen, natürlichen. Aber ich habe nie einen besessen.

F: Wer waren deine frühen Einflüsse, und hat sich dein Musikgeschmack über die Jahre verändert?

G: , Kinks, The Who, Small Faces, die frühen Pink Floyd, Deep Purple. Ich liebe 60's Garage Punk, und aufgewachsen bin ich in der Siebzigerjahre-Punk-Ära. Mein Geschmack hat sich über die Jahre nicht wirklich verändert. Ich hatte eine Phase, in der ich frühen 70er-Funk sehr mochte, so wie Funkadelic, aber das ist einfach eine Mischung aus Otis Redding und Hendrix, also auch gar nicht so weit weg davon.

F: Gibt es ein spezielles Konzert, das in deiner Erinnerung über allen anderen steht in deiner Karriere?

G: Nicht wirklich. Jede Tour hat einen echten Ausreißer, meistens das Konzert, von dem du es als letztes erwartest, so etwa eine winzige Bar am Arsch der Welt, wo du erwartest, dass da vielleicht ein Bauer mit seinem Hund aufkreuzt. Und dann ist der Laden auf einmal bis oben hin voller Leute und sie lassen dich erst von der Bühne, wenn du drei Stunden gespielt hast! Zum Beispiel mochte ich besonders das erste Mal als wir in Bremen gespielt haben, den Auftritt in Göteborg und auch die letzten Gigs in London waren ziemlich gut. Es geht aufwärts!

F: Hast du einen Rat für junge Leute, die eine Band gründen?

F: Ja, habt einfach Spaß an der Musik. Und nehmt euch nicht so wichtig. Und erwartet niemals etwas!

F: Hast du noch Kontakt zu dem ehemaligen Schlagzeuger der Prisoners, Johnny Symons? Und wenn, was macht er inzwischen?

G: Ich glaube, er lebt inzwischen irgendwo im Ausland. Ich habe ihn nicht mehr gesehen seit dem letzten Prisoners-Konzert Weihnachten 2001. Er hat mir eine Weihnachtskarte geschrieben, aber das war der einzige Kontakt, den wir hatten. Schade eigentlich, denn er ist ein netter Kerl!

F: Du wurdest mal gefragt, ob die Solarflares mal den unveröffentlichten Prisoners-Song „All I ever wanted„ spielen würden. „Das klingt nicht richtig ohne Orgel„, war deine Antwort. Geht das nicht jetzt, wo Parsley an Bord ist?

G: Ich habe darüber mit James gesprichen, weil er der Co-Autor des Songs ist. Vielleicht machen wir es.

F: Zum Schluss ein paar kurze Fragen: Wähl deinen Favoriten aus zwei Möglichkeiten:

Lambretta oder Vespa?
G: Lambretta - finde ich hübscher.

Brian Auger oder Jimmy Smith?
G: Brian Auger - vor allem mit Julie Driscoll.

Jeans oder Anzug?
G: Beide haben in meiner Garderobe ihren Platz.

Ben Sherman oder Fred Perry?
G: Fred Perry.

Desert Boots oder Chelsea Boots?
G: Wieder beide.

The Action oder The Creation
G: Ich bin bei beiden nicht sicher.

Spencer Davis Group oder Traffic.
G: Auf jeden Fall Traffic.

Michael Caine oder Steve McQueen?
G: Michael Caine, aber er ist im Nachteil, weil er alt geworden ist und viel Scheiße gemacht hat. Also beide.

Ipcress File oder The Italian Job?
G: Beide, auf jeden Fall.

Bier, Schnaps oder beides?
G: Am Anfang Bier, dann Schnaps... Das eine geht ohne das andere nicht!

Original: http://www.modculture.co.uk/day/

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